Gay Guide für Paris

LGBTQ+ Insidertipps

Simon Gage Reise- und Lifestyle-Autor und Reiseredakteur für das britische Magazin 'Gay Times'.

Paris hatte noch nie Probleme mit queeren Menschen. Non, monsieur-dame. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde wurde in England wegen homosexueller „Unzucht“ verurteilt und zog nach seiner Freilassung nach Paris, wo niemand Anstoß an seiner sexuellen Orientierung nahm. Und von 2001 bis 2014 wurde die Hauptstadt Frankreichs von dem Bürgermeister Bertrand Delanoë regiert, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Aus diesem Grund bin ich mir sicher, dass Sie sich hier wohlfühlen werden, auch wenn in der Stadt nicht an jeder Ecke Regenbogenfahnen hängen – das liegt möglicherweise daran, dass die LGBTQ+ Community hier nicht mehr auf sich aufmerksam machen muss, weil sie längst vollkommen integriert ist.

Gay Hotels in Paris

Was Unterkünfte betrifft, haben Sie, genau wie Oscar Wilde damals, eine große Auswahl, bei der für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wussten Sie, dass die letzten Worte des sterbenskranken Oscars im Bett seines Pariser Hotelzimmers folgendermaßen waren: „Die Tapete und ich liefern uns ein tödliches Duell.“ Tatsache ist, dass die Tapete das Duell gewann. Heute können Sie das Grab von Oscar Wilde im weltweit ersten Parkfriedhof im Norden Paris, dem Cimetière du Père-Lachaise, besuchen. Weitere Berühmtheiten, die ihre letzte Ruhestätte auf diesem Friedhof gefunden haben, sind u. a. Edith Piaf, Jim Morrison, Honoré de Balzac und Frédéric Chopin. 

Heutzutage ist es leicht, gute Deals für Unterkünfte in Paris zu finden. Darunter sehr attraktive Angebote wie im Generator Paris, ein Hostel mit origineller Inneneinrichtung, direkt am angesagten Schifffahrtskanal St. Martin, nicht weit entfernt vom Pariser Nordbahnhof, dem Gare du Nord. Die Lage des Hostels ist optimal, wenn man mit dem Zug anreist. Wer etwas mehr Luxus bevorzugt, sollte sich das Hidden Hotel in der Rue de l'Arc de Triomphe ansehen, die sich in einer gehobenen Gegend unweit des Triumphbogens befindet. Das Color Design Hotel, unweit des Bahnhofs Gare de Lyon, ist ein moderner, minimalistischer Traum in Weiß mit Elementen in kräftigen, kunterbunten Farben. Die Inneneinrichtung kombiniert den traditionellen Pariser Stil mit Avantgarde-Design. Dann gibt es noch das Le Bellechasse Saint-Germain, ein atemberaubendes Hotel direkt am Fluss, in einem stilvollen und ruhigen Viertel der Stadt. Sowohl das Louvre als auch das Musée d'Orsay sind nicht weit von hier entfernt. Möchten Sie alles, was Le Marais zu bieten hat, zu Fuß erreichen, ist das charmante kleine Hotel Saint Honoré im ersten Arrondissement die beste Wahl. Wenn Sie wie ein Künstler in Paris leben möchten, werfen Sie einen Blick auf das Hotel Basss – es wird mit drei S geschrieben, um seine Besonderheit zu unterstreichen. Das Hotel befindet sich in der Nähe der Basilika Sacré-Cœur, einer Gegend, die schon seit eh und je unter Individualisten und Künstlern sehr beliebt ist.

Gay Nachtleben in Paris: Bars, Clubs und Geschäfte

Le Marais ist und war in gewisser Weise schon immer ein Magnet für LGBTQ+ Reisende. Der Stadtteil befindet sich mitten im Zentrum. Wörtlich übersetzt bedeutet Le Marais auf Deutsch „der Sumpf“, da es tatsächlich lange Zeit ein Sumpfgebiet vor den Toren von Paris war, das ab dem 13. Jahrhundert trockengelegt wurde. Im 17. Jahrhundert wurde das Stadtviertel zur bevorzugten Wohngegend des Adels und heute beeindruckt es mit mittelalterlichen Gässchen, prächtigen Boulevards und lebhafter Atmosphäre. Hier befindet sich außerdem die größte Anzahl an Schwulenbars. Und natürlich auch unzählige Restaurants, Feinbäckereien und einladende Terrassen. Queere und nicht queere Pariser sitzen entspannt bei einem Kaffee und einer Zigarette (in Frankreich wird noch sehr viel geraucht) auf den Terrassen oder gönnen sich einen Drink in oder vor Bars wie Cox, die angeblich einmal die Stammkneipe des Designers Alexander McQueen war. Gerne wird auch in aller Ruhe ein Glas Wein getrunken, wie beispielsweise in der Brasserie La Perle, wo der Modeschöpfer John Galliano einmal so viele Weine getrunken hatte, dass er vor der Kamera antisemitische Äußerungen machte, die seiner Karriere beinahe ein Ende setzten.

In Paris stehen viele Schwulenbars zur Wahl: Sehr sexy geht es zum Beispiel im Raid zu – hier bedienen die Barmänner oben ohne und nicht selten entkleiden sich Stripper vollkommen in der „Shower Show“ (manche Körperbereiche werden gründlicher gewaschen als andere …). Sie können auch bei Bear’s Den vorbeischauen. Diese Schwulenbar ist ein beliebter Treffpunkt von Bartmännern, Muskelbären und Bärenfreunde. Bei FreeDJ gibt es viel Neonlicht und leckere Cocktails. Die Bar mit Kicker und Live DJs wird von einem jüngeren Publikum besucht. Cud ist nichts Umwerfendes, aber man kann viel Spaß in dieser Musikbar haben, während die Welt darauf wartet, dass die angesagte Location Le Dépôt erneut die Türen öffnet (anscheinend dauert es nicht mehr lange): Le Dépôt befindet sich in der Nähe von Le Marais. Oben gibt es eine Tanzfläche und unten geht es etwas frecher zu. Für ein alternatives Partyerlebnis empfehle ich Les Souffleurs, eine queere Bar in Le Marais.

Wenn Sie sich für großartige Gay-Clubnächte interessieren, werden Sie von allen die gleiche Antwort erhalten: In letzter Zeit ist das Angebot stark zurückgegangen. Die Schuld dafür kann man den Apps oder der Pandemie in die Schuhe schieben, aber an Partylust mangelt es hier auf keinen Fall. Natürlich gibt es ruhmreiche Tanzbars in Paris wie beispielsweise Quetzal, wo eigentlich immer gute Stimmung herrscht. Es werden Gay Circuit Partys veranstaltet, wie BigWolf, die zu den größten und meistbesuchten Partys zählt und in der Regel im YOYO im Palais de Tokyo gefeiert wird. Wer nach der Party Lust auf mehr hat, kann zum After Scandal gehen, die After-Show-Party für diese Art von Events, die allerdings nicht mit denen von New York oder Berlin vergleichbar ist. Sonntags lohnt es sich, zu Rosa Bonheur zu gehen. Diese Café-Bar zieht lebenslustiges, freigeistiges Publikum an. Sie liegt mitten im schönen Parc de Buttes Chaumont. Es ist empfehlenswert, früh (gegen 18:00 Uhr) zu kommen, wenn Sie noch einen Platz ergattern möchten. Die Party an sich findet im Restaurant statt. Wenn Sie besonders früh kommen, haben Sie eventuell das Glück, bei der LGBTQ+ Chorprobe zuzuhören. Aber egal, ob Sie drinnen oder draußen sind, dies ist möglicherweise der Ort in Paris, an dem Sie am meisten Spaß haben werden. Werfen Sie einen Blick auf die Website von Rosa Bonheur, um sich über alle aktuellen Events zu informieren.

Interessieren Sie sich für die Paris Gay Pride – hierzulande als La Marche des Fiertés bekannt – sollten Sie Paris im Juni besuchen. Das genaue Datum und detaillierte Infos zu allen Veranstaltungen finden Sie auf der Website.

Wenn Sie in Le Marais durch die romantischen Straßen schlendern, haben Sie die Gelegenheit, einige der LGBTQ+ Läden aufzusuchen. Interessant sind beispielsweise der Gay Shop IEM Le Marais für Bücher, erotisches Spielzeug und Fetishmode oder Fleux für Wohnaccessoires und Dekorationsartikel. Beide Geschäfte befinden sich an der Rue Sainte Croix de la Bretonnerie. Der beliebte queere Bücherladen Les Mots à la Bouche ist leider in das 11. Arrondissement umgezogen. Es lohnt sich aber, einen Ausflug dorthin zu machen: Abgesehen von einer beeindruckenden Auswahl an Büchern und Zeitschriften werden hier auch regelmäßig Events veranstaltet.

Gay Theater, Komödie, Kunst und Kultur

Kulturliebhaber werden von der Pariser Theaterszene begeistert sein. Es gibt allerdings einen Haken – die meisten Aufführungen sind auf Französisch. Wie rücksichtslos, nicht wahr? Das französische Nationaltheater La Comédie Française, die L’Opera National de Paris und viele andere bieten ein abwechslungsreiches Programm. Um fair zu sein: Es wird das eine oder andere Stück auf Englisch aufgeführt und manche Opern verfügen über Übertitel. Auch das Musikprogramm kommt nicht zu kurz und dafür muss man ja nicht unbedingt die Sprache verstehen, um einen ausgezeichneten Kulturabend zu genießen. Direkt in Le Marais gibt es das Diva’s Kabaret, eine gemütliche Pianobar im klassischen Stil, die gerade renoviert wird. Hier werden überwiegend Drag-Shows aufgeführt. Es lohnt sich auch im legendären Pariser Cabaret Le Crazy Horse vorbeizuschauen, das inzwischen sein 70. Jubiläum gefeiert hat. Dieses namhafte Revuetheater lädt dazu ein, in ein kreatives und anspruchsvolles Universum einzutauchen und eine Show mit einigen der sinnlichsten Tänzerinnen weltweit, eindrucksvollen Choreografien und sensationellen visuellen Effekten zu genießen. In der einzigen südafrikanischen Bar von Paris, La Pomme D’Eve haben Sie eventuell die Gelegenheit, die eine oder andere Drag-Burlesque – auf Französisch und Englisch – zu sehen oder vielleicht auch nur Livemusik ohne LGBTQ+ Inhalte.

Was die Museen betrifft, gibt es natürlich das Le Louvre – eines der berühmtesten Museen der Welt. Hier könnten Sie quasi ihr ganzes Leben verbringen, um die komplette Ausstellung zu sehen. La Musée D’Orsay ist nach dem Louvre das bedeutendste Museum der französischen Hauptstadt. Es ist in einem ehemaligen Bahnhof an der Seine untergebracht, der im Beaux-Arts-Stil um 1900 zur Weltausstellung errichtet wurde. Die Ausstellung umfasst eine erstaunliche Vielfalt an Gemälden, Fotografien, Architektur, Skulpturen und dekorativer Kunst von Weltrang. Le Louvre bietet eine einzigartige Museumserfahrung (direkt in der Nähe befindet sich außerdem das vorzügliche Restaurant Café Marly), aber wenn Sie nur Zeit haben, um eins der beiden Museen zu besuchen, würde ich mich für das D’Orsay entscheiden. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Lohnenswert ist auch ein Besuch im relativ neuen La Bourse de Commerce, das ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist. Allein das Gebäude ist bereits ein Grund, hierherzukommen: Es ist ein lichtdurchfluteter Rundbau aus dem 18. Jahrhundert. Das jetzige Gebäude ist das Ergebnis eines Umbaus gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Hier befand sich damals die Handelsbörse. Es gibt regelmäßig neue Ausstellungen, manche recht eigentümlich und es gibt auch queere Kunstwerke: Als ich dort war, wurde eine Skulptur einer schwulen Orgie in Originalgröße ausgestellt, die man nur hinter einer Wand betrachten konnte.

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