Viele Reisende stellen sich seit dem Arabischen Frühling 2010, den zahlreichen terroristischen Anschlägen in der Innenstadt von Tunis und der instabilen Landesführung die durchaus berechtigte Frage: Ist Tunesien derzeit ein sicheres Reiseziel? Grundsätzlich lässt sich das mit einem „Ja“ beantworten. Tunesien gilt heute als das einzige demokratische Land der arabischen Welt.
Zunächst ein aktueller Hinweis im Zusammenhang mit dem andauernden Krieg in der Ukraine: Der Krieg in der Ukraine hat keine direkten Auswirkungen auf Reisen nach Tunesien und es besteht kein zusätzliches Risiko.
Ende 2015 wurde der Ausnahmezustand verhängt, der mit erweiterten Befugnissen der Sicherheitskräfte einhergeht. Dieser Ausnahmezustand gilt weiterhin und es ist im ganzen Land mit vermehrten Kontrollen zu rechnen. An der Südgrenze zu Algerien sowie Teile der Grenze zu Libyen sind militärisches Sperrgebiet und können nicht ohne Genehmigung besucht werden. Der Grenzübergang Ras Jedir ist für Ein- und Ausreisen zeitweise vollständig geschlossen. Es kann zu Luftangriffen auf Milizen auf libyscher Seite kommen. Gewaltsame Demonstrationen und Proteste einschließlich Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften können sich spontan und unerwartet entwickeln.
In den vergangenen fünf Jahren schwappte die terroristische Gewalt, die auf einer islamistischen Weltanschauung basiert, auch nach Tunesien über. Im März 2015 wurde das berühmte Bardo Nationalmuseum in Tunis das Ziel eines Terrorangriffs, der 24 Menschen – darunter 20 Touristen – das Leben kostete. Im selben Jahr wurde der touristisch geprägte Strand des Hotels Imperial Marhaba im Küstenort Sousse zum Ziel eines Amoklaufs, dem 37 Personen zum Opfer fielen. Ein Selbstmordanschlag im Oktober 2018 verletzte über 20 Personen, die sich während der Explosion vor dem Städtischen Theater in Tunis auf der Prachtstraße Avenue Bourguiba befanden. Im Juni 2019 folgten zwei weitere Selbstmordanschläge im Herzen der Hauptstadt, die dieses Mal auf die von internationalen Luxushotels und den Prachtbauten der historischen Altstadt geprägte Avenue Bourguiba abzielten.
Während vor den ersten terroristischen Attentaten über 7 Millionen Gästeankünfte verzeichnet wurden, sanken diese 2015 auf 5,36 Millionen. Trotz der Verhängung des landesweiten Ausnahmezustands steigen seit damals die Zahlen wieder an und erreichten 2018 die beeindruckende Marke von 8,3 Millionen Besuchern. Obwohl man geneigt ist zu glauben, dass die Terrorakte von 2018 und 2019 die Tourismuswerte wieder zum Fallen bringen müssten, besuchten 2019 über 9,4 Millionen Reisende Tunesien. Ist es also sicher, nach Tunesien zu fliegen? Ja, wenn Sie die Reisehinweise beachten und keine selbst organisierten Touren in abgelegene Gebiete unternehmen.
Trotz des aufgrund der Anschläge anhaltenden Ausnahmezustands belegen die Statistiken steigende Touristenströme. Sei es in der kulturell besonders sehenswerten Hauptstadt Tunis, an den malerischen Küsten, bei Ausflügen in die Sahara oder beim Entspannen in den Thalasso-Zentren – deutsche Reisende sind überall herzlich willkommen und werden gemäß der herzlichen arabischen Tradition empfangen. Doch nicht nur die legendäre Gastfreundschaft des Nahen Ostens lässt die touristischen Oasen Tunesiens wie Hammamet, Djerba und Agadir neu erblühen: Da viele Touristikunternehmen, Gastbetriebe und Unterkunftgeber sowohl 2011 als auch 2015 herbe Verluste einfahren mussten, haben sich die Preise im nordafrikanischen Land auf einem moderaten Niveau eingependelt. Diese Tatsache wie auch die landschaftliche und kulturelle Vielfalt des Landes mit acht UNESCO-Weltkulturerbestätten macht Tunesien zu einer perfekten Wahl für Ihren kommenden Urlaub.
An der Grenze zu Algerien kommt es immer wieder zwischen El Aioun und Kasserine zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen tunesischen Militärkräften und in diesen Gebirgsregionen operierenden islamistischen Gruppierungen. Zudem sind große Teile der Berge von Jebel Chaamibi, Jebel Mrhila und Jebel Selloum vermint. Auch von Aufenthalten an der libyschen Grenze ist abzuraten, da die Sicherheitslage insbesondere rund um die Stadt Ben Guerdane besonders angespannt ist. Einige der genannten Region stellen ein militärisches Sperrgebiet dar.
Tunesien verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz in den Großstädten, touristischen Zentren und Überlandstrecken. Achtsamkeit und ein defensiver Fahrstil sind jedoch stets geboten, da Sie mit erhöhter Unfallgefahr durch die geringe Rücksichtnahme anderer Fahrer rechnen müssen, die die Verkehrsregeln meist ignorieren. Falls Sie einen Ausflug ins Landesinnere planen, sollten Sie aus Sicherheitsgründen und wegen der Gefahr von Verkehrsunfällen versuchen, diesen noch bei Tageslicht zu beenden.
Die Kriminalitätsrate in Tunesien ist erhöht. So verzeichnet man zahlreiche Einbruchs- und Diebstahlsdelikte, die durchaus auch bei Tage passieren können. Durch den Anstieg der Beschaffungskriminalität ist nicht nur im Gedränge auf Taschen- und Trickdiebstähle zu achten. Falschgeld gerät schnell in Umlauf, weshalb es sich lohnt, Geld nur an offiziellen Stellen in Banken oder Hotels zu wechseln. Seit kurzer Zeit begegnet man zudem in den sozialen Netzwerken zahlreichen illegalen Reiseanbietern, die über keine staatliche Lizenz sowie nur über einen unzureichenden Versicherungsschutz verfügen. Die mittels aggressiver Praktiken angeworbenen Reisenden verfügen in diesen Fällen weder über einen Unfall- noch Versicherungsschutz und müssen schlimmstenfalls damit rechnen, ohne jegliche Absicherungen im Reiseland zu stranden.
Viele Reisende kennen den vermeintlich hilfsbereiten Fremden bereits aus anderen Ländern: Einheimische gehen auf dem Souk oder auf einem anderen belebten Platz direkt auf Sie zu und bieten Ihnen bei der Suche nach dem Hotel, dem besten Restaurant oder dem günstigsten Souvenir-Geschäft Hilfe an. Doch hinter der freundlichen Fassade steckt leider in den meisten Fällen ein Trick: Der neue „Freund“ ist nur darauf aus, Sie in den nächsten Laden zu locken, um von dessen Betreiber eine saftige Provision zu erhalten.
Ein Bummel über einen bunten Basar gehört zu den Höhepunkten des Urlaubs in der arabischen Welt. Hier tauchen Sie zwischen den farbenfrohen Gewürzen, samtweichen Teppichen und seidigen Stoffen in das Flair aus 1001 Nacht ein und geben sich dem Vergnügen des respektvollen Handelns hin. Doch einige Souks, wie etwa der Houmet Souk in Djerba oder die Medina in Tunis, haben Reisende als perfekte Zielgruppe zum Abzocken entdeckt: Die Preise sind weit überhöht, Verhandeln ist grundsätzlich nicht möglich, und viele der verkauften Gegenstände stammen aus einer Massenproduktion anstatt, wie angepriesen, aus lokalen Manufakturen. Lassen Sie sich die Sehenswürdigkeiten in den Herzen der beliebten Reisezentren nicht verderben und genießen Sie einfach nur den Bummel durch die engen Gassen – zum Shoppen geht es dann aber an andere Orte.
Viele Frauen reisen allein und sind auch amourösen Abenteuern im Urlaubsland nicht abgeneigt, doch Vorsicht. Neben Thailand und Kenia ist auch Tunesien für die Touristenfalle unter dem Namen Bezness bekannt. Es beginnt vollkommen harmlos: Eine zufällige Urlaubsbekanntschaft entpuppt sich als die große Liebe samt langen Liebesschwüren, Familienbesuchen und der Planung einer gemeinsamen Zukunft. Zurück in Deutschland wird zunächst weiter per Skype und Messenger kommuniziert, bis eine Schocknachricht die romantische Idylle zerstört: Ein Familienmitglied ist krank, das Haus zusammengebrochen und die Großfamilie nun obdachlos, oder ein anderer Schicksalsschlag ereilt den vermeintlichen Lebensmenschen. Wenige Minuten und eine schnelle Western-Union-Überweisung später bedankt man sich zwar, doch der Kontakt bricht kurz darauf einfach ab. Den alleinreisenden Frauen bleiben Schulden und ein gebrochenes Herz.
Trotz der Gleichberechtigung der Geschlechter in der neuen tunesischen Verfassung bleibt Tunesien ein muslimisches Land. Lassen Sie sich von den zahlreichen berufstätigen und westlich gekleideten Frauen in den Metropolen nicht täuschen – auf dem Land herrschen traditionelle Sitten und ein herkömmliches Rollenverständnis. Aus diesem Grund sollten alleinreisende Frauen beim Verlassen der touristischen Gegenden ein gesundes Misstrauen an den Tag legen und sich eher zurückhaltend kleiden. Ist Tunesien Urlaub sicher für Menschen in gleichgeschlechtliche Beziehungen? Homosexualität steht in Tunesien unter Strafe. Vermeiden Sie aus diesem Grund jegliche Zärtlichkeitsbekundungen mit Ihrem Partner in der Öffentlichkeit. Auch kleinste Mengen an Suchtmitteln und Drogen werden in Tunesien mit horrenden Strafen geahndet, die bei mindestens einem Jahr Haft beginnen und bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe betragen können.
Bevor Sie Ihre lang erwartete Reise nach Tunesien antreten, sollten Sie sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eintragen lassen. Diese garantiert Ihnen, dass im Falle plötzlich auftretender politischer Unruhen oder unerwarteter Naturkatastrophen schnell und unbürokratisch Hilfe durch das deutsche Konsulat geleistet wird. Auch die schnelle Verständigung der von Ihnen angegebenen Kontaktpersonen im Heimatland erfolgt zuverlässig. Die Eintragung ist kostenlos und freiwillig auf elektronischem Wege und kann von Ihnen jederzeit aktualisiert werden.
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Trotz des Ausnahmezustandes und der Gefahr durch islamistischen Terror stellt ein Urlaub in Tunesien keine Gefahr dar. Bei der Befolgung der Ratschläge des Auswärtigen Amtes zur Vermeidung des Besuchs bestimmter Grenzregionen – die touristisch ohnehin nicht weiter ins Gewicht fallen – können Sie beruhigt Ihren entspannten Aufenthalt in dem vielfältigen Land buchen, das trotz aller innenpolitischen Herausforderungen seinen Sinn für Gastfreundschaft und seine atemberaubende Kultur nicht verloren hat. Im Tunesien-Urlaub ist die Sicherheit laut Auswärtigem Amt derzeit eingeschränkt zu bejahen. Alle Angaben ohne Gewähr. Stand 18. November 2022
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