Rote Unterwäsche in Italien oder Papierschnee in Argentinien: Wir zeigen Ihnen, wer wo wie Silvester feiert.
„The same procedure as last year, Miss Sophie?“ – “The same procedure as every year, James! “ Alle Jahre wieder heißt es in vielen deutschen Wohnzimmern an Silvester: Willkommen bei Dinner for one! Doch das Anschauen des beliebten Sketches ist nicht der einzige Silvesterbrauch in Deutschland. Ganz hoch im Kurs stehen auch Bleigießen, Sekt und Feuerwerk um Punkt 12 sowie Glücksbringer wie Schornsteinfeger, Kleeblätter und Schweinchen für ein erfolgreiches neues Jahr. Doch wie wird Silvester eigentlich in anderen Ländern gefeiert? Wir stellen Ihnen die Top 10 der spannendsten und skurrilsten Silvesterbräuche weltweit vor.
An Silvester herrschen im Land des Sambas traumhafte Temperaturen – kein Wunder, dass die Brasilianer gerne am Strand feiern. An der Copacabana steigt eine riesige Party: Millionen von Gästen werden hier jedes Jahr erwartet. Traditionell erscheint man Silvester weißgekleidet, was zum einen ein Zeichen für Fruchtbarkeit ist und zum anderen die Meeresgöttin ehren soll. Damit diese Wünsche fürs neue Jahr erfüllt, werden ihr außerdem um Mitternacht Blumen ins Meer gelegt. Auch der Sprung in die Wellen bzw. über sieben Wellen soll Glück bringen. Ein Lichtermeer aus roten, weißen und gelbe Kerzen, die für Liebe, Frieden und Geldsegen stehen, taucht den Strand in romantisches Licht. Gut für die Finanzen soll auch der traditionelle Silvesterschmaus, ein Bohneneintopf namens „feijoada“ sein, während sieben Traubenkerne, die man in Papier packen und aufbewahren soll, Glück in der Liebe versprechen. Wichtig ist in Brasilien nicht nur die weiße Kleidung, sondern auch rote oder weiße Unterwäsche – rot steht für die große Liebe, weiß für Harmonie. Übrigens: Auch in Spanien, Chile und Italien trägt man in der Neujahrsnacht rote Unterwäsche.
An „Hogmanay“, so der schottische Name für Silvester, finden verschiedene Bräuche statt – der am meisten verbreitete heißt „first footing“: Man muss hier nach Mitternacht der erste sein, der die Schwelle von Nachbarn oder Freunden übertritt, und sollte dabei im Idealfall Whiskey, ein Stück Kohle und Shortbread im Gepäck haben. Es gilt außerdem: je angenehmer der Überbringer, desto mehr Glück bedeutet das für den, der besucht wird!
Silvester in Japan ist eine klebrige Angelegenheit. Hier verspeist man traditionell das Reisklößchen Mochi, das gar nicht so ungefährlich ist: immer wieder ersticken Menschen daran, weil es einfach im Hals kleben bleibt. Mittlerweile geben die Behörden Warnungen raus – man solle doch Mochi lieber in Form einer Suppe oder in kleinen Stückchen mit viel Wasser verzehren.
In Spanien wird am Silvesterabend zunächst im Kreise der Familie gegessen, danach geht die Fiesta auf der Straße weiter. Schlägt es Mitternacht, soll man pro Glockenschlag eine Weintraube verspeisen – dadurch werden Wünsche erfüllt, heißt es. Hat man hingegen bis zum 12. Glockenschlag nicht alle Trauben verzehrt, bringt das Unglück! Der Brauch geht auf das Jahr 1909 zurück und beruht auf einer eher nüchternen Erklärung: Angeblich wollte damals ein Bauer seinen Ernteüberschuss loswerden. Um Mitternacht geht es fröhlich und laut zu, man umarmt sich und erhebt die Sektgläser, jedoch nicht, ohne vorher einen goldenen Ring ins Glas zu werfen – ein weiterer Versuch der Spanier, das Glück für das neue Jahr zu pachten.
Schnee bei 25°C? Klingt unmöglich, ist aber – zumindest optisch – möglich. In Argentinien schneit es an Silvester Papierschnipsel, die für die Altlasten des vergangenen Jahres stehen, die man hinter sich lassen will. Also wird in den Büros fleißig geschreddert und nach Feierabend entledigt man sich der schriftlichen Zeugnisse des vergangenen Jahres. Danach wird ordentlich gegessen, angestoßen und gefeiert – mit lateinamerikanischer Lebensfreude starten die Argentinier ins neue Jahr.
Spät dran mit Silvester sind die Chinesen: Das chinesische Neujahrsfest liegt zwischen dem 20. Januar und dem 21. Februar und richtet sich nach dem Mondkalender. Das Neujahrsfest ist das wichtigste Familienfest in China. Am letzten Abend des alten Jahres findet das große Reunion-Dinner statt, bei dem sich die ganze Familie versammelt, was regelmäßig ein großes Verkehrschaos im Land auslöst. Man bereitet sich gut vor auf das Fest, denn schließlich soll sichergestellt sein, dass es der Familie im kommenden Jahr auch gutgeht. Zu diesem Zwecke wird das Haus gründlich mit Bambuszweigen geputzt, denn so werden die bösen Geister ausgetrieben. Aber Vorsicht, dies muss vor Neujahr geschehen, denn sonst kehrt man das Glück gleich mit aus dem Haus. Gleichzeitig werden alle Textilien von Bettzeug bis Kleidung erneuert und das Haus mit roten Papierstreifen und goldenen Glückszeichen geschmückt. Das Rot hat einen für die Chinesen nicht unwichtigen Nebeneffekt. Der Legende nach muss man sich zum Jahreswechsel vor dem Ungeheuer Nyan schützen, das glücklicherweise auf die Farbe Rot empfindlich reagiert – und auf Lärm, was noch ein Grund mehr ist, es um Mitternacht ordentlich krachen zu lassen. Für Unverheiratete gibt es besondere Bräuche: Zum einen erhalten sie Geldgeschenke in roten Tüten, zum anderen werfen sie Mandarinen ins Meer – früher hieß es, dass man dann einen guten Seemann als Ehepartner findet. Um 23 Uhr werden die Fenster geöffnet, damit das Glück auch Einzug halten kann.
Bei unseren Nachbarn wird um Mitternacht das Tanzbein geschwungen – im Walzertakt traditionell auf dem Wiener Rathausplatz, während die Glocke des Stephansdoms, die „Pummerin“, das neue Jahr einläutet. Silvester findet hier wie in so vielen Ländern hauptsächlich auf der Straße statt. Wer sich noch nicht sicher fühlt im Dreivierteltakt, kann übrigens sogar noch einen Walzer-Crashkurs am Nachmittag des 31.12. belegen.
In Griechenland erwacht zum Jahreswechsel die Spiellust – es wird gezockt, was das Zeug hält. Ob Würfelspiele oder Poker, ob zu Hause oder im Kasino: Jedes Jahr werden in Griechenland landesweit bis zu dreistellige Millionenbeträge (v-)erspielt. Dabei steht aber nicht das Geld an sich im Vordergrund, sondern das Glück, das das Gewinnen mit sich bringt. Ebenfalls glücksbringend ist Geld, das im frisch gebackenen Brot versteckt wird: Wer beim Verzehr eine Münze findet, dem ist Fortuna im nächsten Jahr zugeneigt.
In Tschechien befragt man an Silvester gerne Orakel, was das neue Jahr so bringen wird. Weit verbreitet ist das auch hierzulande bekannte Bleigießen, noch beliebter allerdings das Apfelorakel. Aus dem Kerngehäuse eines halbierten Apfels wird das Schicksal abgelesen – je nach Anordnung der Sterne, kreuz- oder sternförmig, ist Unheil oder Glück fürs nächste Jahr angesagt. Auch die finanzielle Absicherung wird nicht dem Zufall überlassen: Um Mitternacht gibt es Linsen, die aufgrund ihres Aussehens ein Symbol für Geld darstellen.
Auch in den USA gibt es traditionell Linsen, die Geldsegen verheißen. In Pennsylvania, wo sich einst viele Deutsche ansiedelten, steht des Öfteren auch Sauerkraut auf dem Speiseplan. Außerdem beliebt: Essen in Ringform – das soll Glück bringen. Gerne besucht man in den USA Maskenbälle, bei denen erst um Mitternacht das Mysterium „who is who“ gelüftet wird. Ansonsten dürfen natürlich auch in den USA ausgelassene Silvesterpartys nicht fehlen, die durch ein spektakuläres Feuerwerk wie z.B. in New York gekrönt werden. In anderen Teilen der USA geht es eher häuslich zu: Die „nothing goes out“-Regel besagt, dass nichts das Haus verlassen darf, damit das Glück drinnen bleibt – nicht einmal Müll runterbringen ist erlaubt.
Wie und wo auch immer Sie Silvester feiern – einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen wir Ihnen! Übrigens, wussten Sie, dass dieser Ausdruck nichts mit Rutschen zu tun hat, sondern aus dem Hebräischen abgeleitet ist? „A God Rosch“ wünscht man sich in Israel – einen guten Neuanfang
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