Unser Urlaubsexperte Kai war mal wieder unterwegs… Diesmal hat es ihn nach Nordzypern verschlagen. Was er auf der türkischen Seite Zyperns alles erlebt hat, lesen Sie hier. Plus Insidertipps!
Wenn man erzählt, man reist nach Zypern, denken die meisten Leute automatisch an den griechischen Teil. Dass es noch einen türkischen Teil im Norden gibt, geht meist unter. Zu Unrecht. Dieser bedeckt etwa das gesamte nördliche Drittel der Insel, ist aber als Staat, außer von der Türkei, politisch nicht anerkannt. Daher muss die Anreise (noch) etwas umständlich über die Türkei erfolgen. Jedoch kann man diese Situation durchaus zu seinem Vorteil nutzen und z.B. drei Tage Shoppen in Istanbul mit anschließendem Kultur- und Badeaufenthalt auf Nordzypern kombinieren. Angeflogen wird Ercan, welches östlich der geteilten Inselhauptstadt Lefkoşa/Nikosia liegt. Man kann natürlich auch Larnaca im Süden anfliegen und dann über Land in den Nordteil einreisen.
Hauptzahlungsmittel sind Türkische Lira (vielleicht haben Sie ja noch welche vom letzten Türkeiurlaub), aber es werden auch Euro und Britische Pfund akzeptiert. Auf der gesamten Insel herrscht Linksverkehr, was ein Überbleibsel der britischen Kolonialzeit ist. Mietwägen kann man überall anmieten, jedoch ist es schwierig, damit die Grenze zu überqueren.
Was gibt es zu sehen? Im Osten, am südlichen Ende einer großen Bucht liegt Gazímağusa/Famagusta. Sehenswert ist vor allem die Altstadt mit den sie umgebenden Befestigungsanlagen. Südlich schließt sich die „Verbotene“ Stadt Varosha an. Da hier nach der türkischen Besetzung im Jahre 1974 Uneinigkeit über die Grenzziehung herrschte, wurden die ca. 40.000 Bewohner vertrieben und die Stadt zum Sperrgebiet erklärt. Die Soldaten beider Seiten sind durch eine Pufferzone der UN voneinander getrennt. Die alte UN-Baracken kann man an einigen Stellen noch sehen. Betreten darf man die Pufferzone nicht, aber wenn man am Stadtstrand nach Süden läuft, wird man früher oder später von den Wachen gestoppt. Ein Fernglas zum Betrachten der Geisterstadt kann hier gute Dienste leisten.
Richtung Norden ist es nicht weit bis zur Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Salamis, welche aus griechischer Zeit stammt. Bisher sind weniger als 10% der Fläche erforscht. Wenn möglich, legen Sie Ihren Besuch in die frühen Morgenstunden, dann hält sich der Besucherandrang noch in Grenzen. Nur ein paar Kilometer entfernt befindet sich das ehemalige Kloster von St. Barnabas, dem zypriotischen Nationalheiligen.
Die Halbinsel Karpaz bildet im Nordosten mit ca. 60km Länge den „Pfannenstiel“ der Insel. Die östliche Hälfte der Halbinsel ist Naturschutzgebiet, wo noch wilde Esel und die geschützten Meeresschildkröten vorkommen. Wassersportbegeisterte finden an der Nordküste (besonders im Großraum Gírne/Kyrenia) ihr Revier. In der Stadt selbst sollte man sich das Archäologische Museum, welches sich in der alten Festung am Hafen befindet, nicht entgehen lassen. Hier gibt es neben vielen Ausgrabungsstücken aus allen Epochen der Inselgeschichte, auch die Überreste eines alten Handelsschiffes nebst Ladung zu bestaunen, welches um ca. 300 BC gesunken ist.
Der meines Erachtens schönste Teil von Nordzypern ist das Beşparmak-Gebirge oder auch Fünffingerberge genannt. Dieser Begriff kommt von einer markanten Bergformation, die wie eine Faust ausschaut. Der Gebirgszug erstreckt sich parallel der Nordküste auf einer Länge von ca. 80km, bei einer Breite von nur 6km. Er erreicht Höhen bis über 1.000m. Die vorhandenen Wege und Pfade sind, wenn überhaupt, recht spärlich mit grün-weisen Markierungen gekennzeichnet. Wanderkarten sind m.W. auch nur schlecht erhältlich und es kann vorkommen, dass man unverhofft vor einem militärischen Sperrgebiet steht. Jedoch sollte man sich dadurch nicht abschrecken lassen. Man trifft kaum andere Wanderer und mit nur wenigen Schritten hat man die Zivilisation hinter sich gelassen.
Gerade im Frühling blühen die Mandel-, Orangen-, Zitronen- und Mispelbäume um die Wette. In den Bergen gibt es die Ruinen dreier Burgen zu erkunden: Kantara, Buffavento und St. Hilarion. Letzter nur gegen Eintrittsgeld, aber es lohnt sich wirklich. Alle drei stammen aus venezianischer Zeit und wurden zum Schutz vor den Osmanen angelegt und später von den Kreuzrittern genutzt und ausgebaut, als diese im 12. Jahrhundert aus dem Heiligen Land vertrieben wurden. Die Aussicht reicht bei guten Wetter über einen Großteil der gesamten Insel und gen Norden bis zum türkischen Festland.
Ebenfalls in keinem Besichtigungsprogramm sollte die Abtei Bellapais fehlen. Noch gut erhalten, werden hier im Refektorium oft klassische Konzerte im kleinen Rahmen abgehalten. Karten im Voraus zu erwerben, kann daher nicht schaden. Der gleichnamige Ort bietet ebenfalls hübsche Fotomotive, aber die Preise in den Restaurants und Cafés sind an den Touristen ausgerichtet. Der schönste Weg sich der Abtei zu nähern, ist auf dem alten Pilgerpfad immer bergan. Jedoch ist der Zustieg schwer zu finden.
Wer das geteilte Berlin vor 1989 nicht gesehen hat, hat in Lefkoşa/Nikosia die einmalige Chance eine geteilte Hauptstadt zu besichtigen. Nachdem man über die Grenze in den Süden überquert hat, sollte man auf keinen Fall auf der Haupteinkaufsstraße verweilen, sondern in die kleinen Straßen und Gassen links und rechts abbiegen. Schauen Sie sich die verbarrikadierten Zugänge parallel der Grenze an. Mit Beton gefüllte Fässer (im griechischen hellblau-weiß gestrichen) versperren diese. Manchmal gibt es auch Soldaten auf Beobachtungsposten hinter Sandsäcken zu sehen. Wer genau hinschaut, kann vielerorts noch die Einschusslöscher und Spuren der Kämpfe sehen. Aber Achtung: Fotografieren ist verboten. Im vereinten Europa kann man ähnliches wahrscheinlich nur noch auf den Kriegsschauplätzen im ehemaligen Jugoslawien finden. Mit der Zeit werden auch diese Zeugnisse der jüngeren bewegten Vergangenheit der Insel verschwinden. Die Zeichen der Zeit stehen auf Wiedervereinigung beider Inselteile, so dass die Mitte der geteilten Stadt vielleicht bald wieder mit Leben gefüllt wird. Der Optimismus der Nordzyprioten spiegelt sich in einer Neubauwelle vielerorts wieder, jedoch versucht man die Fehler anderer Touristenregionen zu vermeiden. So sind viele Hotelanlagen eher weiträumig und seltener höher als zwei Stockwerke. Fliegen Sie hin und machen sich selber ein Bild! Als Besichtigungsprogramm für Lefkoşa kann ich die Sophienkathedrale (heute eine Moschee), die alte Karawanserei und das Girne-Tor mit Teilen der Stadtbefestigung empfehlen. Im Girne-Tor befindet sich auch die Touristeninformation.
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