Warum ist Paris die Stadt der Liebe?

weg.de geht auf die Suche nach einer Antwort für ein nicht ganz so leicht zu erklärendes Klischee.

    Paris begrüßt die Ankömmlinge erst einmal ziemlich unromantisch. Am Flughafen muss sich durch die langen Schlangen vor den Ticketschaltern gekämpft werden, dann schluckt die Metro die Besucher für eine knappe Stunde. Schwer bepackt aber voller Vorfreude stehen die Reisenden dann vor dem nächsten Hindernis: der Sprache. Wie nach dem Weg fragen, wenn hier Englisch mit einem verständnislosen Achselzucken oder einem Kopfschütteln quittiert wird und man selbst des Französischen nicht mächtig ist?

    Manch ein Paar, das, auf der Suche nach der Liebe in der angeblich romantischsten Stadt der Welt, sich auf die Reise nach Paris begeben hat, ist spätestens jetzt, enttäuscht und mit wütenden Worten ins Hotel, geflüchtet. Doch so schnell sollte, darf man nicht aufgeben.

    Vor allem im Frühling und Sommer boomt der Tourismus in Paris. Das ist die Zeit, in der die Stadt vor allem von Pärchen besucht wird, die hier ein romantisches Wochenende zu zweit verbringen wollen. Denn Paris gilt immer noch als die Stadt der Liebe, als die romantischste Metropole der Welt und ist deshalb als Urlaub für Paare beliebt. Doch wo ist die Liebe in Paris? Unser Paar, nun wieder etwas erholt von den Strapazen der Anreise, begibt sich auf die Suche.

    Und die führt erst einmal an den angeblich romantischsten Ort der Stadt, den Eiffelturm. Das Pärchen hat Glück, es ist ein sonniger Tag. Während des kleinen Fußmarsches an der Seine entlang, zeigt sich Paris von seiner schönsten Seite. Umrahmt von prächtigen Gebäuden und überspannt von majestätischen Brücken glitzert und funkelt dieser Fluss verlockend und, ja, durchaus romantisch. Das Pärchen fasst sich an den Händen. Angekommen, am Fuß des Turms, werden kleine Eiffeltürme in Miniaturformat verkauft, als glitzernde Schlüsselanhänger oder zum Aufblasen.

    Doch mit jeder Etage, die der Lift unser Paar weg von den schreienden Händlern und über die Dächer von Paris bringt, gewinnt die Romantik wieder Überhand. Der Blick auf den weißen Sacre Coeur, das Pantheon, Notre Dame, die Champs Elysées und den Place de la Concorde überwältigt das Paar für einen Augenblick, bevor die Fahrt wieder nach unten und zu den Eiffelturmverkäufern führt. Ein schöner und romantischer Ausflug, ein „must“ für jeden Parisbesucher. Aber macht der Eiffelturm die Stadt zu romantischsten der Welt?

    Das Paar sucht weiter, nach der Liebe in Paris. Es ist Abend geworden. Gelegenheit den wohl zweitromantischsten Platz der Stadt aufzusuchen, den Place du Tertre am Montmatre. Zwischen verwinkelten Häusern sind sie wieder: die Miniatur-Eiffelturme, Ansichtskarten und „I love Paris“ T-Shirts. Zudem die Maler, die am Place du Tertre auf willige Touristenopfer warten, die sich malen lassen wollen und dafür teuer bezahlen. Wenig romantisch.
    Trotzdem hüllt der Platz ein in einem Schleier von Charme à la Amelie, der Protagonistin des Filmes, der hier ganz in der Nähe gedreht worden ist. Das Paar bestellt Wein und das Menu des Abends, es bricht Baguette in die dampfende Knoblauchsauce der Schnecken, die als Vorspeise gereicht werden. Es ist das Ende des ersten Tages in Paris, morgen wird es sich wieder aufmachen, die Liebe suchen in Paris.

    Irgendwann, wenn sie müde sind nach den vielen Sehenswürdigkeiten und „musts“, werden die Paris-Besucher dann vergessen, die Liebe zu suchen. Das ist gut so, denn es ist eine Suche, die sinnlos ist. Die Romantik der Stadt spürt man nicht, wenn man sie sucht. Sie spürt man dann wohl erst, wenn man sich erschöpft an die Seine setzt, mit Baguette, Käse und Rotwein, wenn man über den verwunschenen Friedhof Père Lachaise schlendert oder sich die Zeit nimmt, in den Büchern der bouquinistes am Seinufer zu stöbern.

    gilt als die Stadt im Aufbruch, als die Party-Metropole, New York ist der Big Appel: Jede Stadt hat ihr Attribut, manchmal ist die Zuordnung schwer erklärbar. Paris scheint so ein Fall zu sein. Logisch erklärbar ist es nicht, weshalb Paris die Stadt der Liebe sein soll. Romantische Chansons, die Dichtung Charles Baudelaires und Arthur Rimbauds, betörend schöne Gebäude und Plätze, verwinkelte Straßen und der Blick vom Sacre Coeur. Gründe könnte man beliebig viele finden, Paris bietet genug an Schönheit und Charme. Doch um herauszufinden, weshalb es diese Stadt und nicht Rom oder Venedig ist, muss die Reise eben angetreten werden, die Reise nach Paris, der Stadt der Liebe.

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