Ist Jamaika ein sicheres Reiseziel?

Ist Urlaub in Jamaika gefährlich oder sicher?

Jamaika ist eines der Top-Reiseziele für einen gelungenen Karibikurlaub. Sonne, Strand, tropische Naturkulisse und eine exotische Kultur, die sowohl für ihr leckeres Essen als auch ihre einmalige Musik und Lebensfreude bekannt ist. Allerdings gibt es auch immer wieder Meldungen zu einem Anstieg von Gewaltdelikten. Besonders in Erinnerung geblieben sein dürften Jamaika-Kundigen hier die gewaltsamen Attentate auf Bob Marley und seinen Künstlerkollegen Peter Tosh in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch wie sieht es heute in Jamaika aus? Ist Jamaika Urlaub gefährlich oder ist es sicher, nach Jamaika zu fliegen?

Hier erhalten Sie alle Sicherheitshinweise und aktuelle Informationen:

Sicherheit in Jamaika – Hintergründe

Jamaika ist eine ehemalige britische Kolonie, deren Bevölkerung größtenteils auf afrikanische Sklaven zurückgeht. Ein düsteres Kapitel der rund 10.991 km² großen Karibikinsel, das mit blutigen Unruhen und menschenunwürdiger Behandlung der Bevölkerung einherging. Umso erfreulicher ist es, dass die parlamentarisch-repräsentative demokratische Monarchie der Insel 2016 unter 167 Ländern auf Platz 40 des internationalen Demokratieindex lag. Monarchie bedeutet hier, dass die britische Königin Elisabeth II. nach wie vor Staatsoberhaupt Jamaikas ist. Ihr Vertreter in der Exekutive vor Ort ist derzeit Generalgouverneur Patrick Allen, der 2009 nach jamaikanischer parlamentarischen Tradition von Premierminister Andrew Holness und seinem Kabinett ernannt wurde. Das Zweiparteiensystem des Landes, bestehend aus der People’s National Party (PNP) und der Jamaica Labour Party (JLP) zeigt dabei auf, wie sehr die jamaikanische Politik noch mit dem großen Vorbild aus Westminster verwoben ist.

Rechtslage und Kriminalität in Jamaika

Auch im jamaikanischen Rechtssystem spiegelt sich das koloniale Erbe des Vereinigten Königreichs wider. Die höchste Instanz ist nach wie vor der Justizausschuss des Privy Council in London, wobei es im Unterschied zum Vereinigten Königreich noch die Todesstrafe gibt. Die rechtliche Abhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht ist auf Jamaika immer wieder Anlass zu Protesten, die mehr Unabhängigkeit fordern. Auch führt das teils stark veraltete Rechtssystem zu Korruption. An vielen Stellen kommt es deshalb zu einer Stagnation der Modernisierung, was sich gerade auf das Bildungs- und Sozialwesen auswirkt. Die widrigen Lebensumstände der Bevölkerung unterstützen nicht nur die nach wie vor herrschende Ghettoisierung in Jamaikas Städten, sondern auch eine hohe Kriminalitätsrate, wobei gerade einmal 40 % aller Fälle aufgeklärt werden. Nichtsdestotrotz sind fast alle Gefängnisse, die hauptsächlich ebenfalls noch aus der Kolonialzeit stammen, heillos überbelegt. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf.

Die Kriminalität ist landesweit und insbesondere in der Hauptstadt Kingston sowie anderen größeren Touristenzentren sehr hoch. Raum mit Körperverletzung und Diebstahl stehen auf der Tagesordnung, hierbei arbeiten sogar Drogenhändler und Polizisten zusammen, um naive junge Touristen in die Falle zu locken. Auch vermeintliche Polizeikontrollen bei Fahrzeugen durch Kriminelle dienen dem Zweck, Passanten auszurauben. Seien Sie daher im gesamten Land äußerst vorsichtig und leisten Sie keinen Widerstand. Meiden Sie Spaziergänge allein und bei Nacht und nehmen Sie keine Drogen zu sich, auch nicht in Form von Cocktails, die vor allem in Touristenzentren angeboten werden. Seit April 2015 wird der Besitz von bis zu 56 Gramm Cannabis nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Der Besitz größerer Mengen sowie der Handel und Konsum von Drogen (auch Cannabisprodukten) werden jedoch hart bestraft. Im gesamten öffentlichen Raum ist der Konsum von Cannabis- und das Rauchen von Tabakprodukten untersagt.

Homosexuelle in Jamaika

Ähnlich dürftig wie mit der Strafverfolgung sieht es mit den Rechten für Homosexuelle aus, denn Geschlechtsverkehr und andere Intimitäten unter Gleichgeschlechtlichen werden nach wie vor mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet und können sogar schwere Zwangsarbeit beinhalten. Und so berühmt die jamaikanische Musik auch ist, tut sich gerade die landeseigene Dancehall Szene nicht gerade durch Toleranz hervor. Immer wieder wird hier in Liedern „bun dem chichiman“ propagandiert, was übersetzt so viel heißt wie „verbrennt die schwulen Männer“. Ein offener Aufruf zu Lynchmorden, dem man als Mitglied der LGBTIQ-Community nicht leichtfertig begegnen sollte. Das geht sogar so weit, dass jamaikanische Homosexuelle im Vereinigten Königreich offiziell Asyl beantragen können, wenn sie sich in ihrem Heimatland lebensbedrohlicher Verfolgung ausgesetzt sehen. Betroffenen wird deshalb geraten, sich in Jamaika bedeckt zu halten und insbesondere bei Dancehall Veranstaltungen nicht zu provozieren. 

Angemessenes Verhalten in Jamaika

Was nun die Landesmentalität angeht, so ist man trotz aller Schwierigkeiten dem einstigen Kolonialherren Vereinigtes Königreich deutlich entwachsen. Konservative Verhaltensweisen und die „feine Englische“ Art weichen hier herzlicher Aufgeschlossenheit und einem warmen, sonnigen Gemüt, wie es eben für die Karibik üblich ist. Neben klassischen jamaikanischen Slangwörtern wie „dem“, „dis“ oder „wagwaan“, die man dann im Gespräch mit Jamaikanern stolz anbringen kann, empfiehlt sich Urlaubern außerdem, sich eingehend mit dem Begriff der Geduld zu beschäftigen. Denn eines der wichtigsten Sprichwörter auf Jamaika lautet „soon come“, was so viel bedeutet wie „früher oder später“. Ja, man nimmt das Leben auf der karibischen Insel mit Gelassenheit und lässt sich nicht gern hetzen. Aber aus genau diesem Grund kommen viele Urlauber ja auch auf die Insel, also immer schön gemächlich bleiben, auch wenn die Dinge hier und da einmal etwas länger dauern.

Sind Deutsche in Jamaika willkommen?

Absolut. Und die werden, wie alle Urlauber auf der Straße, häufig auch ohne Vorwarnung angesprochen und gern mal in ein Gespräch verwickelt. Wer keine Lust auf einen Plausch hat, kann auch dankend ablehnen. Dies aber bitte mit einem Lächeln und einem höflichen „Nein“, denn harsche Ablehnung irritiert die von Grund auf lebensfrohen Einheimischen sehr. Ebenso unangenehm ist Jamaikanern das ungefragte Fotografieren. Auch wenn manch ein Rastafari mit seinen majestätischen Dreadlocks ein ideales Motiv für ein Urlaubsfoto ist, bleiben Sie bitte höflich und fragen sie zuerst um Erlaubnis.

Innenpolitische Lage in Jamaika

Die Regierung des Landes hat seit 2018 sogenannte „Zones of Special Operations“ eingerichtet. Hierzu zählen neben dem bei Urlaubern eigentlich beliebten Mount Salem im gleichnamigen Distrikt auch Montego Bay im Bezirk Denham Town der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. Das gilt ebenso für Negril, Ocho Rios und einige andere Touristenregionen, die derzeit besonders durch die Polizei kontrolliert werden. In den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise für Jamaika wird betont, dass für Einwohner bestimmter Regionen eingeschränktes Ausgehverbot besteht. Grund für die drastischen Maßnahmen sind vor allem vermehrte Fälle von Drogenhandel, Körperverletzung und bewaffneten Überfällen. Auch Kleinkriminalität wie Taschendiebstahl sind ein Problem. Gelegentlich geben sich die Täter sogar als Polizisten aus und verlangen Handtaschenkontrollen. Überfälle auf Reisebusse kommen ebenfalls vor. Seien Sie deshalb bitte umsichtig: Führen sie so wenig Bargeld wie möglich mit sich, verwahren Sie Ihre Wertsachen sicher im Hotel und stellen Sie sicher, dass sie für Sicherheitskontrollen stets ihre Reisedokumente parat haben. Da Kriminelle bevorzugt in großen Menschenansammlungen agieren, wird dazu geraten, sich auf keine Gespräche mit zwielichtigen Fremden einzulassen und bei Auffälligkeiten während des Aufenthalts auf Märkten und in öffentlichen Verkehrsmitteln sofort die lokalen Sicherheitskräfte zu informieren. Da Diebe bei Überfällen nicht selten sehr aggressiv vorgehen und auch nicht davor zurückscheuen, Waffen zu zücken, leisten sie bitte keinen heldenhaften Widerstand. Begeben Sie sich stattdessen nach dem Vorfall umgehend zur nächsten Polizeistelle. Angebotenes Marihuana, andere Betäubungsmittel oder gar unbekannte Drogencocktails sollten Sie meiden. In Restaurants oder Bars dürfen Getränke nie unbeaufsichtigt bleiben. Demonstrationen sollten Sie mit Blick auf mögliche Attentate fern bleiben.

Verkehrssicherheit und Infrastruktur

Autodiebstahl ist in Jamaika keine Seltenheit, ebenso wie aufgebrochene Fahrzeuge. Sie sollten deshalb keine Wertsachen im Auto lassen; das gilt insbesondere für unbeaufsichtigte Parkplätze. Um die Infrastruktur an sich ist es aber ansonsten gut bestellt. Zwischen den wichtigsten Urlaubsorten verkehren Busverbindungen. Zudem gibt es viele Inlandsflüge und sogar ein altes Schienennetz, das derzeit allerdings noch weitestgehend Sanierungs- und Reaktivierungsarbeiten unterliegt. Wer selbst fahren möchte, der muss sich an einen relativ aggressiven Fahrstil im jamaikanischen Straßenverkehr und den für britische Kolonien üblichen Linksverkehr einstellen. Es ist also Vorsicht geboten, auch wenn die Höchstgeschwindigkeit außerhalb der Städte bei für deutsche Verhältnisse recht moderaten 80 km/h liegt. Sie brauchen außerdem einen Internationalen Führerschein. Wenn Sie einen Unfall verschulden oder daran beteiligt sind, sollten Sie insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit zunächst weiterfahren und sich bei der nächsten Polizeidienststelle melden. Grundsätzlich sind nächtliche Überlandfahrten in Jamaika nicht ratsam. Vor dem Mieten eines Fahrzeugs müssen Urlauber unbedingt die Fahrtüchtigkeit des Autos überprüfen, werden doch viele Pkws nicht regelmäßig gewartet und sind dementsprechend in schlechtem Zustand. Das gilt auch für Taxifahrten, bei denen es wichtig ist, mit dem Fahrer vorab feste Preise für die Fahrt zu vereinbaren.

Einreisebestimmungen für Jamaika

Wer als Urlauber nach Jamaika kommt, muss entweder einen gültigen oder vorläufigen Reisepass mit sich führen. Kinder benötigen einen Kinderreisepass, der noch mindestens bis sechs Monate nach Urlaubsende gültig sein muss. Wer nicht länger als 90 Tage in Jamaika unterwegs ist, benötigt erfreulicherweise kein Visum, Urlauber müssen sich jedoch vor Beginn der Reise über das kostenlose Formular PICA: Enter Jamaica registrieren. Wer länger bleiben möchte, kann vor Ort gegen Gebühr eine Verlängerung bei der jamaikanischen Einwanderungsbehörde beantragen. Weitere Informationen zur Einreise nach Jamaika finden sie in unserem Artikel Einreisebestimmungen Jamaika

Reisekrankheiten

Ein weiteres wichtiges Dokument ist der Impfpass. Vor allem Malaria- und Gelbfieberimpfungen sowie Impfungen gegen das Zika-Virus und das Dengue-Fieber sollten Sie vor der Abreise rechtzeitig machen oder auffrischen lassen. Nach dem Kontakt mit anderen Menschen wie auch mit öffentlichen Armaturen und Gegenständen sollten Sie sich sorgfältig die Hände waschen. Magen-Darm-Grippen und andere Durchfallkrankheiten ereilen Jamaika-Urlauber immer wieder, weil sie anders als die Einheimischen nicht immun gegen die lokalen Alltagskeime sind und schlecht gereinigtes Obst, Gemüse oder Wasser aus ungewissen Quellen schnell zu kleineren Infektionen führt. Seien Sie daher umsichtig und halten Sie die üblichen Hygienestandards ein. Trinkwasser ist nur von ausgezeichneten Trinkwasserquellen oder aus verschlossenen Flaschen zu beziehen. Sofern man diese Hygienevorschriften beachtet, ist Jamaika in Sachen Gesundheit relativ sicher.

Naturkatastrophen in Jamaika

Auf Jamaika ist von Juni bis Ende November Wirbelsturmsaison. In diesen Monaten ist insbesondere in Küstenregionen mit Stürmen und starken Regenfällen zu rechnen, die häufig zu Überschwemmungen und Erdrutschen führen. Auch Vulkanausbrüche und seismische Aktivität sind nicht ausgeschlossen. Verfolgen Sie daher die Wetterberichte und beachten Sie die Warnungen, Hinweisschilder und Anweisungen der lokalen Behörden. Alle Angaben ohne Gewähr. Stand April 2024.

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