Das kleinste afrikanische Land Gambia ist gerade bei Strandurlaubern sehr beliebt. Was allerdings viele Reisende beschäftigt, ist die Frage: Ist Urlaub in Gambia gefährlich oder sicher?
Gambia war bis vor einigen Jahren noch eine Autokratie. Staatspräsident Adama Barrow ist seit 2017 im Amt und bemüht sich seither um eine demokratische Modernisierung des Staatsapparats nachdem 2015 der alte Präsident Yahya Jammeh Gambia zum islamischen Staat erklärt hatte und schwere Bürgerunruhen ausbrachen. Es kam zu Verfolgung, Folter und Hinrichtung Andersdenkender, was neben der Ausweisung internationaler Botschafter auch die Ermordung regimefeindlicher Journalisten zur Folge hatte. Islamistische Terroristen versuchten, ihren Einfluss im Land zu vergrößern. Unter Barrows Regierung scheint das Land wieder zurück zur Stabilität zu finden. Auch die Präsidentschaftswahlen 2021 und 2022 verliefen ohne größere Ausschreitungen. Kontrollpunkte um die Hauptstadt Banjul beugen mittels Personenchecks an den Hauptstraßen Eskalationen vor. Da der Tourismus eine zunehmend wichtige Einnahmequelle darstellt, sind Deutsche und andere Urlaubsgäste aus dem Ausland gern gesehen.
Gambias Bevölkerung ist überwiegend muslimisch und grundsätzlich tolerant. Die muslimische Religion ist hier einerseits stark mit dem alten Volksglauben verschmolzen, andererseits begreift man Religion in vielerlei Hinsicht eher als Verhaltenskodex. Deutsche Urlauber sollten sich der Mentalität bewusst sein und sich entsprechend verhalten. Als Faustregel ist es ratsam, sich nicht freizügiger zu kleiden als die lokale Bevölkerung. Außerhalb von Badestränden ist es angemessen, sich nicht leicht bekleidet zu zeigen. Statt Minirock und Spaghettiträgern sind deshalb herkömmliche T-Shirts und Hosen zu empfehlen, die zumindest bis zum Knie gehen. Kopftuch oder gar Vollverschleierung sind keine Pflicht.
Denken Sie auch daran, dass das Fotografieren oder Filmen von Behörden, zum Beispiel bei Kontrollen am Flughafen oder im Straßenverkehr, eine Straftat ist. Auch die lokale Bevölkerung sieht ungefragtes Fotografieren nicht gerne, sehen Sie daher auch davon ab, belebte Orte wie lokale Märkte fotografisch festzuhalten.
In Sachen Kommunikation gilt es ebenfalls das eine und andere zu beachten. So wird es als sehr unhöflich empfunden, wenn Fremde nach dem Weg fragen, ohne ihr Gegenüber zuvor zu begrüßen. Auch sollten Sie nicht mit einem harten „Nein!“ auf Verkaufsangebote von Strand- und Straßenhändlern reagieren. Der Verkauf von Waren und Souvenirs an Urlaubsgäste stellt häufig den einzigen Lebensunterhalt der Händler dar. Es ist daher nicht böse gemeint, wenn sie zielstrebig ihre Handelsgüter an den Mann oder die Frau bringen möchten. Auch wird das Handeln und Feilschen in afrikanischen Ländern wie Gambia als eine besondere Art der sozialen Interaktion begriffen. Eine unfreundliche Zurückweisung wird daher als respektloses Kommunikationsverhalten gewertet. Gleiches gilt auch für die in Deutschland als höflich empfundene Angewohnheit, Fremden beim Gespräch in die Augen zu sehen. In Gambia gilt dies als zu aufdringlich und direkt, weshalb man seinen Blick während der Kommunikation lieber beiläufig umherschweifen lassen sollte, anstatt jemanden mit starrem Blick zu fixieren.
Homosexualität steht trotz Demokratiebemühungen in Gambia weiterhin unter Strafe und kann gegebenenfalls mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden.
Das Trinken von Alkohol auf offener Straße ist in Gambia verpönt und wird gelegentlich mit Bußgeldern belegt. Wesentlich schwerwiegender sieht es mit Betäubungsmitteln aus, wobei kaum Unterschiede zwischen „leichten Drogen“ wie Marihuana oder harten Drogen wie Kokain und Extasy gemacht wird. Es ist ratsam, sich während des Urlaubs an die geltenden Gesetze zu halten, denn ein Aufenthalt in gambischen Gefängnissen, und sei es nur für ein paar Tage oder Wochen, ist bei Weitem weniger komfortabel als in den Strafanstalten Deutschlands. Darüber hinaus seien Urlauber darauf hingewiesen, dass in Gambia nach wie vor die Todesstrafe auf besonders schwere Delikte wie Brandstiftung, Mord, Kindesmissbrauch und Menschenhandel steht. Die Regierung Barrow hat ein Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe ausgesprochen, sodass sie lebenslange Haft umgewandelt wird.
Kriminelle treiben sich in Gambia mit Vorliebe in Tourismuszentren wie Banjul, Serrekunda oder an der belebten Küste herum. Zudem schlagen Übeltäter gern nach Einbruch der Nacht oder in einsamen Gegenden zu. Vermeiden Sie es daher, sich im Dunkeln auf einsame Wanderungen oder Ausflüge zu begeben. In großen Menschenmassen (zum Beispiel auf dem Markt) ist mit Blick auf Taschendiebe Vorsicht geboten. Demonstrationen sollten aus Gründen der Sicherheit gemieden werden. Da es immer wieder Meldungen über Heiratsschwindler und andere Betrugsversuche in Form amouröser Urlaubsbekanntschaften gibt, lassen Sie sich bitte auch hier auf nichts ein. Da Kleinkriminalität und Diebstahl vor allem durch offene Zurschaustellung von Wertbesitz befeuert wird, sollte man seine Geldmittel und Wertsachen nur dann mit sich führen, wenn es notwendig ist. Verstauen Sie Ihre Habseligkeiten bei Nichtgebrauch sicher im Hotel und führen Sie nur kleine Bargeldmengen mit sich. Ideal sind bargeldlose Zahlungsmittel, die unscheinbar am Körper getragen werden können und Dieben ohne Geheimzahl bzw. PIN nichts nützen. Sollten Sie während Ihres Aufenthalts ungewöhnliche E-Mails erhalten, die gezielt nach Ihren privaten Daten fragen, sollten Sie am besten die Finger davon lassen oder sich direkt an die örtliche Polizei wenden.
Aktuell können Verkehrswege zur Eindämmung der Pandemie beeinträchtigt sein. Viele Autos in Gambia sind veraltet, und manche Fahrer beeinträchtigen die Verkehrssicherheit zusätzlich, indem sie nachts ohne Licht fahren. Es kommt daher bei Dunkelheit schnell zu Unfällen, und das vor allem an Orten ohne Straßenbeleuchtung. Urlauber sollten deshalb von Nachtfahrten absehen. Bei Reisen in die Grenzgebiete zwischen Gambia und Senegal muss einerseits stets ein gültiger Reisepass mitgeführt werden. Andererseits gelten hier auch abweichende Sicherheitshinweise, insbesondere im Falle von Süd-Senegal. Wer in der Region um den Gambia-Fluss unterwegs ist, muss mit Verzögerungen an den Fährverbindungen rechnen. Von der Nutzung der Fähre wird allgemein abgeraten. Seit Januar 2019 gibt es eine mautpflichtige Brücke zwischen den Städten Farafenni und Mansa Konko/Soma über den Fluss. Da an vielen wichtigen Knotenpunkten Gambias Passkontrolle besteht, bereiten Sie sich bitte dementsprechend darauf vor. Familien mit Kindern sollten für Notfälle eine Kopie der Geburtsurkunde ihrer Kinder mit sich führen. Wer selbstständig mit dem Auto unterwegs ist, benötigt außerdem einen Internationalen Führerschein.
Nach all dem fragen Sie sich vielleicht: Ist Gambia derzeit ein sicheres Reiseziel? Die aktuellen Empfehglungen für Gambia des Auswärtigen Amtes sagen Ja und sprechen derzeit auch keine konkrete Reisewarnung für Gambia aus. Wer sich allerdings in Richtung der senegalesischen Grenze aufmacht, sollte sich die Sicherheitshinweise für Senegal genauer ansehen. Gerade in Gebieten nahe der Grenze zu Mali ist derzeit nämlich mit Blick auf islamistischen Terrorismus große Vorsicht geboten, und es gibt keine Garantie dafür, dass die Eskalation nicht auf das Grenzgebiet von Gambia übergreift. Reisende sollten sich vor dem Flug in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eintragen. Dann bekommen Sie im Krisenfall schnell Hilfe.
Es werden in Gambia nur drei Arten von Pässen akzeptiert und zwar Reisepässe, vorläufige Reisepässe und Reisepässe für Kinder. Ausländische Personalausweise sind nicht gültig. Vor dem Abflug sollte das Ablaufdatum der Pässe zur Sicherheit noch einmal überprüft werden, denn die Reisedokumente müssen bis zu sechs Monate über die Reisedauer hinaus gültig sein. Wer aus EU-Staaten wie Deutschland nach Gambia einreist, benötigt außerdem ein Visum, das im Zuge der Einreise ausgestellt wird und zwischen 21 und 28 Tagen gültig ist. Dauert der Aufenthalt länger, kann das Visum gegen Gebühr im gambischen „Immigration Department“ verlängert werden. An Bargeld dürfen Urlaubsgäste einen Geldwert von höchstens 10.000 US-Dollar mit sich führen. Tägliche Bedarfsgüter sind abgabefreie Einfuhrgüter. Auch dürfen Haustiere gern mitgebracht werden, wobei mindestens 30 Tage bzw. maximal 2 Monate vor der Einreise jedes Tier gegen Tollwut geimpft worden sein muss. Ein englischsprachiges Gesundheitszeugnis von einem amtlichen Tierarzt wird verlangt. Verschreibungspflichtige Medikamente für Reisende erfordern dagegen stets ein englischsprachiges Attest des zuständigen Arztes. Es wird ausdrücklich davon abgeraten, Medikamente ohne ärztliche Bescheinigung einzuführen, da Pharmazeutika beim gambischen Zoll nicht selten unter Betäubungsmittelverdacht geraten. Die Zollbehörde kontrolliert hier inzwischen äußerst streng, da es in der Vergangenheit immer wieder zu Betäubungsmittelverstößen seitens Urlaubern kam.
Es ist unter allen Umständen notwendig, sich vor einer Reise nach Gambia ausreichend gegen Tropen- und Reisekrankheiten impfen zu lassen. Ein adäquater Impfschutz sollte hierbei vor allem eine Gelbfieber-, Dengue-Fieber- und Malaria-Impfung beinhalten. Andere Impfungen, etwa gegen Meningokokken oder Cholera, können nach Beratung mit dem zuständigen Arzt ergänzend durchgeführt werden. Auch Infektionskrankheiten wie Schistosomiasis sind in Gambia eine Gefahr. Die Übertragung erfolgt meist durch Eindringen der Erregerlarven in die Haut, wobei sich der Erreger mit Vorliebe in offenen Süßwassergewässern herumtreibt. Sehen Sie daher bitte vom Baden im Gambia-Fluss ab und bleiben Sie während eines Badeurlaubs an den Salzgewässern der Küstenregion. Gerade Familien mit Kindern sollten ferner darauf achten, dass die Kinder keinen Kontakt zu wilden Tieren haben. Das betrifft auch das Streicheln von Straßenhunden oder -katzen. Eine Tollwutimpfung ist diesbezüglich empfehlenswert. Zu vermeiden ist außerdem das Trinken von Wasser aus unsicheren Wasserquellen. Nach Ausflügen oder dem Kontakt mit Oberflächen (zum Beispiel in Autos, Restaurants oder öffentlichen Gebäuden) sollten sich Urlauber immer gründlich die Hände waschen. Viele führen außerdem kleine Fläschchen an Desinfektionsmitteln mit sich, die sich leicht transportieren und nutzen lassen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Stand 30. Mai 2022.
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